Blei gehört zum Alltag: Es wird in Elektrogeräten verbaut und als Gewicht beim Tauchen verwendet. Doch das Metall ist nicht harmlos, sondern hochgiftig.
Die Aufnahme von Bleipartikeln kann bereits in geringen Mengen verheerende Folgen haben. Besonders Kinder sind gefährdet. Zu einer chronischen Bleivergiftung kann es bei ihnen schon ab einer täglichen Aufnahme von 100 µg Blei kommen, denn ihr erhöhter Stoffwechsel macht sie besonders anfällig für das Gift. Erwachsenen gelten ab einer Aufnahme von einem Milligramm Blei, also 1000µg, pro Tag als gefährdet. Solche Konzentrationen können schnell erreicht werden, wenn Blei mit dem Trinkwasser aufgenommen wird. Der noch zulässige Grenzwert für Blei im Trinkwasser wurde aufgrund der Gefährlichkeit des Metalls im Laufe der Jahre schrittweise abgesenkt und liegt heute bei 0,01 Milligramm pro Liter.Dies entspricht auch dem von der Weltgesundheitsorganisation WHO vorgeschriebenen Wert.
Bis 1973 noch verbaut: Wasserleitungen aus Bleirohren
Wie aber kommt es zur Bleivergiftung? Das Blei im Trinkwasser entstammt meist aus Wasserleitungen aus Blei, die in Deutschland bis 1973 verbaut wurden. Neuere Wasserleitungen werden inzwischen nur noch aus Materialien wie Kupfer, Edelstahl oder Kunststoff angefertigt. Aber gerade kleine Kinder können den gefährlichen Stoff auch aufnehmen, wenn sie Gegenstände in den Mund stecken. So enthalten manche Schmuckstücke Blei, und auch in Staubpartikeln kann Blei enthalten sein. Unbesorgt können Eltern dagegen ihre Kinder mit Bleistiften hantieren lassen: Tatsächlich ist der Name irreführend, die Stifte enthalten Minen aus Graphit.
Entwicklungsstörungen und ein niedriger IQ: Kinder mit chronischer Bleivergiftung
Nehmen Kinder beispielsweise aufgrund einer veralteten Wasserleitung täglich eine Menge von 100 µg Blei zu sich, treten als erste Symptome häufig Magenschmerzen und Appetitlosigkeit auf, und das Kind verliert schnell an Gewicht. Zudem fühlt es sich schwach und ist schnell müde. Auffällig ist oft die blau-schwarze Verfärbung des Zahnfleisches. In Studien ließ sich nachweisen, dass die chronische Aufnahme einer so kleinen Menge Blei bereits Hörstörungen, Entwicklungsstörungen und Bluthochdruck nach sich ziehen kann. Zudem reduzierte sich der IQ der Kinder deutlich messbar. Diese Symptome sind zum Teil irreversibel. Die niedrige Menge von einem Zehntel Milligramm führt zu ernstzunehmenden gesundheitlichen Schäden, wenn sie dauerhaft aufgenommen wird. Bei einer noch höheren Konzentration von Blei im Blut fällt zunächst eine ungewöhnliche Blässe des Kindes auf, die von Blutarmut herrührt. Zudem leiten die Nerven Informationen langsamer weiter, auch Koliken treten häufig auf. Schließlich kommt es zu Hirnschäden, die zum Tod führen können. Auch bei Erwachsenen sind die Folgen einer chronischen Bleivergiftung drastisch: Frauen erleiden häufig Fehlgeburten, Männer haben mit Impotenz zu kämpfen. Bei beiden Geschlechtern erhöht sich duch das Blei das Risiko für Nierenprobleme und Krebstumore.
Akute und chronische Bleivergiftung voneinander unterscheiden lernen
Von der chronischen zu unterscheiden ist die akute Bleivergiftung. Deren ersten Symptome sind im Regelfall zunächst Übelkeit und Bauchkrämpfe, häufig erbricht der Betroffene. Auch Verstopfung tritt oft auf. Ein weiteres Warnsignal sind Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen. Wie bei der chronischen Bleivergiftung wirkt der Patient antriebslos und apathisch. Bei derartigen Symptomen sollten vor allem Kinder, aber auch Erwachsene, umgehend zum Arzt oder in die Notaufnahme eines nahegelegenen Krankenhauses gebracht werden. Eine akute Bleivergiftung kann auch aus einer chronischen hervorgehen. Ist der Stoffwechsel besonders aktiv, zum Beispiel bei Krankheiten, in der Schwangerschaft oder aufgrund von anderen hormonellen Veränderungen, wird das durch die dauerhafte Aufnahme in den Knochen und Muskeln gespeicherte Blei plötzlich sehr schnell ins Blut abgegeben. Eine akute Bleivergiftung kann die Folge sein.