Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Alkohol eine Droge ist – in Deutschland steht sie als „Volksdroge“ auf dem ersten Platz. Statistisch gesehen, konsumiert jeder Deutsche im Jahr 160 Liter alkoholhaltige Getränke. Schleichend und zunächst unbemerkt kann daraus eine Sucht werden.
Es wird angenommen, dass etwa 1,6 Millionen Deutsche an Alkoholismus leiden, das bedeutet, sie sind seelisch abhängig davon, regelmäßig größere Menge zu trinken. Diese psychische Abhängigkeit wird als Alkoholmissbrauch bezeichnet – die körperliche Abhängigkeit als Alkoholabhängigkeit. Von den Organen ist die Leber von dieser Krankheit am stärksten betroffen, da sie den Alkohol, der aus organischer Sicht ein Gift ist, abbauen muss. 74.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen dieser Sucht, bei acht Millionen wird zumindest vom Alkoholmissbrauch ausgegangen.
Alkohol: ein Gift für den Körper
Der Gärprozess in Getränken lässt Alkohol entstehen. Chemisch wird er Ethanol genannt, die chemische Formel lautet C2H5OH. Da die Leber diesen toxischen Stoff abbauen muss, nimmt sie durch einen übermäßigen Alkoholkonsum relativ schnell Schaden. Wie diese Schäden aussehen, wird weiter unten beschrieben. Sie können bis zum Tod führen, wobei es jedoch auch weitere organische Ursachen für den Tod durch Alkohol gibt. Hinzu kommen psychische Schäden durch zu viel Alkohol.
Ablauf der Prozesse in der Leber
Ungefähr 90 % des konsumierten Alkohols werden auf biochemischem Wege in der Leber abgebaut, die restlichen 10 % werden durch die Lunge und die Nieren wieder ausgeschieden. Der Abbau erfolgt durch die Umwandlung des Ethanols in Acetaldehyd, das in größeren Mengen als Zellgift wirkt und entsprechend die Zellfunktion der Leber beeinträchtigt. Acetaldehyd sorgt zusätzlich für das unwohle Gefühl der betreffenden Person am folgenden Morgen.
Eine weitere Wirkung des Alkohols ist die Beeinträchtigung des Fettabbaus in der Leber sowie die verstärkte Neubildung von Fettsäuren, die in den Leberzellen eingelagert werden. Die langfristige Folge ist die Fettleber, die wiederum in einer Fettleber-Hepatitis münden kann und schlimmstenfalls in einer Leberzirrhose. Dies geschieht dadurch, dass die feine Läppchenstruktur der Leber zerstört wird.
Lebererkrankungen durch Alkoholmissbrauch
Die bereits genannte Fettleber bildet das Frühstadium des Missbrauchs und schadet der Funktionstüchtigkeit des Organs. Sie kann sich allerdings wieder zurückbilden, wenn auf Alkohol konsequent verzichtet wird. Ist dies nicht der Fall, folgt als nächster Schritt die Alkoholhepatitis. Diese fortschreitende Schädigung der Leber geht mit grippeartigen Symptomen, Schmerzen, Verdauungsstörungen und einer Gelbsucht einher.
Das dritte Stadium stellt die Leberzirrhose dar, die irreversibel und unheilbar ist. Während sie sich im Frühstadium zumeist nicht bemerkbar macht, wandelt sich in der Folgezeit das Lebergewebe in Bindegewebe um – die Leber kann ihre Aufgaben in immer geringerem Maße wahrnehmen. Entsprechend bildet sich hier ein Teufelskreis, wenn der Leber weiterhin zu viel Alkohol zugemutet wird. Ein letztendliches Leberversagen kann tödlich enden.
Alkohol: in Maßen genießen
Nicht umsonst wird Alkohol als Genussmittel bezeichnet – und für jeden Genuss gilt: Die Dosis macht das Gift. Durchschnittlich 20 Gramm Alkohol für Männer und 10 Gramm für Frauen am Tag gelten gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als unbedenklich. 10 Gramm Alkohol finden sich zum Beispiel in 0,1 Liter Wein oder einem viertel Liter Bier. Wird über einen längeren Zeitraum wesentlich mehr konsumiert, steigt nicht nur das Suchtrisiko, sondern auch das Risiko gesundheitlicher Schädigungen, insbesondere der Leber.
Eine weitere Empfehlung der WHO ist es, nicht jeden Tag Alkohol zu trinken, sondern allenfalls an drei bis vier Tagen pro Woche. Und wer bereits eine der oben genannten Leberkrankheiten hat, sollte unbedingt ganz auf Alkohol verzichten. Die Fettleber bzw. die Alkoholhepatitis können sich noch zurückbilden und eine eventuelle Leberzirrhose wird zumindest nicht verstärkt. Bei konsequenter Abstinenz ist eine relative Gesundung immer noch möglich.