Im Fahrzeugbau, in der Wasseraufbereitung, im Deodorant und in Lebensmitteln: Aluminium ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Ist das Leichtmetall ungefährlich oder schadet es unserem Körper?
Im Vergleich zu anderen Metallen wie Gold oder Silber ist Aluminium noch nicht sehr lange bekannt. Erst 1855 wurde das glänzende Metall von Henri-Etienne Sainte-Claire Deville der Öffentlichkeit vorgestellt. Der französische Chemiker entwickelte aus dem Ausgangsstoff Aluminiumchlorid reines Aluminium. Der Stoff überzeugte mit seinen einzigartigen Eigenschaften: er war sehr leicht, ließ sich gut formen und hatte einen Glanz, den sonst nur Edelmetalle besaßen. Zudem rostete es nicht und war geschmacksneutral. Schon kurz nach der Präsentation durch Deville auf der Pariser Weltausstellung kam Aluminium in der Industrie bei der Herstellung von Spielzeugen, Brillengestellen oder Essbesteck zum Einsatz. Auch in der Luftfahrt oder im Motorenbau wurde Aluminium später verwendet.Heute ist Aluminium in nahezu allen Lebensbereichen vertreten. Die Alufolie hält Lebensmittel frisch oder schützt Nahrungsmittel wie Schokolade oder Trockensuppen. Joghurtdeckel bestehen aus Aluminium ebenso wie Kaffeekapseln, Getränkeverpackungen oder Senftuben. Doch nicht nur rund um Lebensmittel findet sich Aluminium, es ist auch in vielen Lebensmitteln enthalten. So steckt Aluminium in Zahnpasta, Backpulver oder Scheibenkäse. Auch in Impfstoffen, Medikamenten, Sonnencremes oder im Deodorant ist Aluminium ein fester Bestandteil. In Deodorants ist das Aluminium für die schweißhemmende Wirkung verantwortlich. Die Aluminiumsalze sorgen dafür, dass sich die Hautporen zusammenziehen. Zusätzlich bilden sie einen Pfropfen, der die Schweißkanäle verschließt.
In der Industrie ist Aluminium ein Alleskönner, im menschlichen Körper ist es jedoch funktionslos, schlimmer noch: Es kann eine schädliche Wirkung entfalten. Tritt Aluminium hoch dosiert im Körper auf, so wird es nicht einfach ausgeschieden, sondern reichert sich bevorzugt in der Lunge und in den Knochen an.
Wie kommt das Aluminium in unseren Körper?
In vielen Nahrungsmitteln kommt Aluminium ganz natürlich vor. So ist das Metall beispielsweise in Spinat, Salat oder Rettich enthalten. Die so aufgenommenen Mengen sind ungefährlich. Löst sich das Aluminium allerdings aus aluminiumhaltigen Verpackungen oder aus aluminiumhaltigem Kochgeschirr nehmen wir schnell mehr Aluminium zu uns als gut ist. Vor allem salzige oder saure Speisen können Aluminium lösen. So lassen sich in Salzheringen, Tomatenmark oder Apfelmus immer wieder größere Mengen Aluminium nachweisen. Auch Laugengebäcke zeigen eine erhöhte Aluminiumkonzentration, da die verwendete Natronlauge das Aluminium aus den Backblechen löst. Zudem kann das Kratzen in Alutöpfen Aluminium freisetzen.
Wie viel von dem Aluminium im Magen-Darm-Trakt resorbiert wird, ist abhängig von der chemischen Form des aufgenommenen Aluminiums. Aluminiumoxid, eine bestimmte Form des Aluminiums, wird zum Beispiel komplett wieder ausgeschieden. Experten schätzen, dass nur etwa 0,1 Prozent des oral konsumierten Aluminiums überhaupt in den Körper gelangen. Die Aufnahme kann allerdings durch andere Nahrungsbestandteile im Darm gefördert werden. Zitronensäure und Fluorid wird diese Eigenschaft zugesprochen. So kann sich die tatsächlich vom Körper aufgenommene Menge schnell beachtlich vergrößern sagt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).
Wir nehmen zu viel Aluminium zu uns
Die von der EFSA wöchentliche Höchstaufnahmemenge von Aluminium liegt beim Erwachsenen bei einem Milligramm pro Kilo Körpergewicht. Ein 70kg schwerer erwachsener Mensch dürfte somit 70mg Aluminium pro Woche zu sich nehmen. Dieser Grenzwert wird in der Regel schon allein durch die tägliche Ernährung erreicht oder sogar überschritten. Doch Aluminium gelangt auch über die Haut in unseren Körper. Bei täglicher Verwendung eines aluminiumhaltigen Deodorants wird der kritische Aluminiumwert schon allein auf diesem Wege erreicht. Bei Verletzungen oder Entzündungen der Haut findet noch mehr Aluminium seinen Weg in den Körper. Dafür reichen schon Bagatellverletzungen wie kleine Schnitte bei der Rasur aus.
Aluminium und seine Folgen für die Gesundheit
Welche Schäden das Metall in unserem Körper wirklich anrichtet, ist noch unklar. So wird diskutiert, ob Aluminium, vor allem Aluminium aus Deodorants in Zusammenhang mit der Entstehung von Brustkrebs steht. Zwar fand sich im Brustdrüsensekret der Betroffenenein höherer Gehalt an Aluminium als bei Gesunden, jedoch ist nicht klar, ob das Aluminium in dem Sekret die Folge oder die Ursache der Krebserkrankung ist. Forscher fanden in Tierversuchen keinen Effekt von hoch dosiertem Aluminium auf die Krebsentwicklung. Dies spräche eher für die Theorie, dass sich das Aluminium erst aufgrund der Krebserkrankung in der weiblichen Brust anlagert.
Anders ist die Evidenzlage jedoch bei der Demenz. Bei einer bestimmten Demenzform wurde Aluminium als Auslöser der Erkrankung identifiziert. Bei den ersten Betroffenen dieser Demenzform handelte es sich um Patienten, die an einer Nierenerkrankung litten. Ihnen wurde während der Dialyse eine aluminiumhaltige Spülflüssigkeit verabreicht, die dannin der Folge zu einer chronischen Erkrankung des Nervensystems führte. Diese wurde aufgrund ihrer Ätiologie Dialyse-Demenz oder auch Dialyse-Enzephalopathie genannt.
Auch Arbeiter im Bergbau zeigten ähnliche nervale Symptome wie die Nierenpatienten. Sie waren Teil eines medizinischen Experiments und sollten Aluminiumstaub einatmen, damit dieser ihre Lunge vor dem beim Abbau entstehenden gefährlichen Quarzstaub schützt. Ein fragwürdiges Experiment mit schwerwiegenden Folgen.
Die Sorgen um eine Gesundheitsschädigung durch Aluminium scheinen also nicht komplett unbegründet zu sein. Die zuständige EU-Behörde hält die Überschreitung des festgelegten Grenzwertes durch einen Großteil der Bevölkerung für bedenklich. So hält Martin Göttlicher, Leiter des Instituts für molekulare Toxikologie am Helmholtz Zentrum in München das allgemeine Risiko eher für gering, gibt aber zu bedenken, dass Aluminium neben vielen anderen Faktoren im Einzelfall durchaus ein Risikofaktor bei der Entstehung von Krankheiten sein kann.
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