Pilze finden sich bereits seit Jahrtausenden in der Heilkunde genauso wie in der Gesundheitsvorsorge. Sie schützen vor Krankheiten und können das allgemeine Wohlbefinden steigern. Gerade bei der unterstützenden Behandlung während einer Krebstherapie verlässt sich die Erfahrungsheilkunde auf mykotherapeutische Methoden. Hierbei findet etwa die Applied Kinesiology ihre Anwendung, um den zur Therapie passenden Pilz zu finden und zu testen.
In Asien werden alternative oder komplementäre Heilverfahren wesentlich häufiger als in Europa eingesetzt. Bei einer Untersuchung auf europäischer Ebene an 956 Krebspatienten wurde festgestellt, dass 35,9 % der Patienten mittels eines alternativen Heilverfahrens therapiert wurden. Vorrangig waren es medizinale Extrakte aus Kräutern, gefolgt von homöopathischen Anwendungen sowie Vitaminen. Im Vergleich dazu zeigte sich, das in Korea bei 146 befragten Krebspatienten diese zu 78,5 % neben der Schulmedizin weitere alternative Heilmethoden angewendet haben. Dabei standen Medizinalpilze mit einem Anteil von 67 % im Vordergrund. In Japan war die Anwendung alternativer Methoden zur Krebsbehandlung nicht so stark vertreten. Hier nutzten nur 44,6 % andere Therapien neben der Schulmedizin. Jedoch waren davon über 90 % Medizinalpilze. Interessanterweise zeigte die Untersuchung, das selbst in aufgeklärten westlichen Ländern bestimmte Aspekte zum Tragen kommen, die überholt erscheinen, aber trotzdem ihre Anwendung finden. So im kanadischen Halifax, in dem 76,3 % aller befragten Krebspatienten zusätzliche komplementäre Heilverfahren anwandten, wobei Gebete und spirituelle Zeremonien an erster Stelle standen. Auch wenn die Sicht auf die Verfahren gerade der traditionellen Therapien sehr unterschiedlich sind, zeigt sich das sich in Europa die Anwendungsmöglichkeiten von Medizinalpilzen immer stärker in das Bewusstsein der Kranken und auch der Therapeuten rückt. Der Shiitake-Pilz war einer der ersten Vertreter dieser Art, inzwischen hat sich jedoch der Kreis der Medizinalpilze in der Heilkunde und der Forschung erheblich erweitert.
Der LingZhi oder Reishi (lat. Ganoderma lucidum)
In Asien wird dieser Pilz auch „Pilz der Unsterblichkeit“ genannt. Der LingZhi besitzt in Asien einen hohen Bekanntheitsgrad und wird dort seit gut 2000 Jahren in der Heilkunde verwendet. Weltweit betrug die Produktion des Pilzes im Jahr 1997 über 4300 Tonnen, was etwa 4,3 Millionen Konsumenten entspricht, die den Pilz regelmäßig zu sich nehmen. Die Vielseitigkeit des LingZhi zeigt sich unter anderem in einer Cholesterin senkenden Wirkung wie auch einer Immunstimulation sowie einer Senkung der Blutzuckerwerte. Bei einer Studie an 71 Typ 2 Diabetikern wurde die Senkung des HbA1c-Spiegels von 8,4 auf 7,6 % festgestellt. Weiterhin zeigte sich in einer Pilotstudie an fünf Patienten mit Gürtelrose eine sehr gute Schmerzlinderung nach Einnahme eines Kombinationspräparates mit Ganoderma-Anteilen. Aktuell werden zum gleichen Thema zwei Doppelblindstudien mit vergleichenden Placebo-Gruppen durchgeführt. Eine andere Doppelblindstudie an 132 Patienten mit Neurasthenie bewies, dass durch die Einnahme von Ganoderma die Müdigkeit signifikant nachließ und das sich das allgemeine Wohlbefinden steigerte, klar in Abgrenzung zu gleichzeitig verabreichten Placebo. LingZhi zeigte auch bei einer Untersuchung an 170 KHK-Patienten eine Blutdruck senkende Wirkung und sorgte für Linderung bei Kurzatmigkeit und Brustschmerzen.
Der Maitake oder tanzender Pilz (lat. Grifola frondosa)
Angeblich führen Pilzsammler Freudentänze auf, wenn sie einen Maitake finden, woraus sich der japanische Name ableiten soll, es kann aber auch die Freude an dem zu erwartenden kulinarischen Genuss sein. Der wild wachsende Maitake kam in Nordjapan bis in die 80er Jahre nur in Top-Restaurants auf die Speisekarte, bis die Zucht möglich war. Als Medizinalpilz besitzt der Maitake eine prägnante Wirkung in der D-Fraktion. Hierbei wird durch das im Pilz vorhandene Polysaccharid die Makrophagen, T-Zellen sowie dendritische Zellen aktiviert und somit das Immunsystem stimuliert. Sehr interessant ist die Wirkung des Maitake auf das Immunsystem HIV-positiver Patienten, die schon in den 90er Jahren festgestellt wurde. Das US-amerikanische National Cancer Institute wie auch das National Institute of Health in Japan sehen einen positiven Effekt auf T-Helfer-Zellen von HIV-Infizierten durch Maitake als belegt an.
Der Royal Sun Agaricus oder Sonnenpilz (lat. Agaricus blazei)
Mit der höchsten Konzentration an Polysacchariden wird der Sonnenpilz als wirksamster Medizinalpilz gewertet, bezogen auf die Immunstimulation. Belegt ist dies durch eine Vielzahl an Untersuchungen. Schon in Tierversuchen zeigte sich eine therapeutische Wirkung gegen Krebstumore. Bei einer an Krebspatienten durchgeführten Studie konnte eine Linderung der Nebenwirkungen erreicht werden, wenn diese einer Chemotherapie unterzogen wurden. So konnte mit dem Sonnenpilz die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert werden.
Der YunZhi oder Schmetterlingssporling (lat. Trametes versicolor)
Der auch Wolkenpilz oder Coriolus genannte YunZhi findet sich auch in unseren heimischen Laubwäldern. Bevorzugt auf Baumstümpfen oder umgefallenen Baumstämmen von Laubhölzern.
Der Wolkenpilz fand sich vor seiner Verbreitung als Medizinalpilz oder in Nahrungsergänzungsmitteln sogar als Schmuck auf Damenhüten. Der YunZhi besitzt auf das Immunsystem eine stabilisierende Wirkung. Gerade in der Erkältungszeit dient er hierbei zur Prophylaxe. Daneben zeigten zahlreiche Untersuchungen die Wirkung der beiden Bestandteile PSK (Polysaccharide Krestin) und PSP (Polysaccaropetide) des Wolkenpilzes auf Tumorzellen, deren Wachstum gestoppt und der Zelltod, die Apoptose, eingeleitet wird.
Die Stärkung des Immunsystems durch Medizinalpilze
In der westlichen Wissenschaft dienen Medizinalpilze seit gut 25 Jahren als Fundgrube für bioaktive Substanzen. Die Anzahl der In-Vivo- und In-Vitro-Studien, in denen es um die Wirkmechanismen und Eigenschaften der Inhaltsstoffe von Medizinalpilzen geht, steigt fast schon ins unermessliche.
Dabei zeigt sich eine eindeutige Wirkung der Medizinalpilze in Bezug auf immunmodulierende Effekte, die gerade in der begleitenden Therapie bei Krebspatienten Anwendung findet. Unser Immunsystem kann leider nicht mit einem Regenschirm verglichen werden, unter dem wir Trocken bleiben, egal ob es stark oder schwach regnet. Die im Immunsystem vorkommenden Zelltypen müssen gut aufeinander abgestimmt sein, um den zahlreichen Bedrohungen durch Bakterien, Keimen oder entarteten Zellen Widerstand leisten zu können. Dabei ist das Immunsystem Schwankungen unterworfen, die aus dem Allgemeinzustand des Körpers wie auch der Psyche entstehen. Erschöpfung, Umwelt- und Genussgifte genauso wie nervliche Belastungen wirken sich negativ auf das Immunsystem aus. In solchen Zuständen kommt es zu einer Verlangsamung der Reaktionen von dendritischen Zellen, Killerzellen und Makrophagen, was wiederum das gesamte Immunsystem leichter angreifbar macht. Die Aktivität dieser Zellen kann mit der Einnahme von Medizinalpilzen wieder erhöht werden, was durch Studien an Krebspatienten und Laboruntersuchungen bewiesen ist. Eine Überaktivierung oder Überdosierung muss dabei nicht befürchtet werden.
Krebstherapie und Krebsprävention mit Medizinalpilzen
Obwohl Medizinalpilze in Einzelfällen eine hervorragende Wirkung zeigten und Tumore zurück gebildet sowie das Metastasenwachstum gehemmt wurde, kann nicht von einem Wundermittel oder einem Allheilmittel in der Krebstherapie gesprochen werden. Jeder Krebspatient ist ein Einzelfall und der Einsatz von Medizinalpilzen darf darum nur aufgrund einer realistischen Einschätzung zum Krankheitsstadium und der Art der Krebserkrankung erfolgen. Ein absolutes Heilsversprechen darf es nicht geben. In erster Linie werden Medizinalpilze heute in der Therapie begleitend eingesetzt.
- Zur Minimierung von Nebenwirkungen bei Bestrahlungen, der Chemotherapie oder bei Operationen
- Zur Stärkung der Immunabwehr
- Zur Regulierung des Stoffwechsels
- Zu zusätzlichen präventiven Optionen bei erhöhtem Krebsrisiko beziehungsweise Präkanzerosen
Für diese Maßnahmen eignen sich nach aktuellem Erkenntnisstand die Medizinalpilze Maitake, LingZhi, YunZhi und Royal Sun Agaricus am besten.