Impfen lassen oder nicht? Diese Frage beschäftigt derzeit viele Menschen. Zwar werden Impfungen von den meisten sehr gut vertragen, ab und zu gibt es aber dennoch Nebenwirkungen. Die sogenannten Impfreaktionen sind in den allermeisten Fällen jedoch harmlos und dauern maximal ein paar Tage an.
Lästige, aber harmlose Nebenwirkungen
Impfnebenwirkungen können zum Beispiel Hautirritationen sein. Manchmal schwillt die Impfstelle in den ersten Tagen nach der Impfung an. Zum Teil kann das auch leichte Schmerzen verursachen. Vor allem bei einer Auffrischung der Tetanus- oder Diphtherie-Impfung kommen derartige Nebenwirkungen häufiger vor. Oftmals betreffen die Reaktionen sogar den ganzen Körper. Nach der Impfung leiden manche Menschen unter schmerzenden Gliedern, Müdigkeit oder leichtem Fieber. Unter Umständen kann die erhöhte Temperatur bis zu drei Tagen anhalten. Doch auch solche unangenehmen Nebenwirkungen sind so gut wie immer harmlos. Stattdessen sollten sie sogar eher ein Grund zur Beruhigung sein, denn so sehen Geimpfte sofort, dass ihr Immunsystem arbeitet und durch den Impfstoff aktiviert wird.
Die sogenannten Impfkrankheiten entstehen vor allem dann, wenn die verwendeten Impfstoffe funktionsfähige Keime beinhalten. Wird mit „Lebendimpfstoffen“ gearbeitet, können nach dem Impfen Krankheitssymptome auftreten, wie man sie eigentlich nur bei der Krankheit selbst erwarten würde. Das kann von einem allgemeinen „Schlechtfühlen“, über Gelenkschmerzen und Ausschlag bis hin zum Anschwellen der Lymphknoten reichen. Studien zufolge bekommen rund fünf Prozent aller Kinder nach einer Masernimpfung einen leichten Ausschlag. Allerdings behalten nur Patienten, die bereits unter einer starken Immunschwäche leiden, tatsächlich dauerhafte Schäden davon zurück.
Viele Befürchtungen
Doch nicht nur die Angst davor, durch die Impfung selbst Schaden zu nehmen, bringt auch heutzutage noch viele Menschen dazu, sich selbst oder ihre Kinder nicht gegen verschiedene Krankheiten impfen zu lassen. Zu den weiteren häufig genannten Befürchtungen zählen unter anderem die Annahmen, dass
- Impfungen auf unnatürliche oder sogar schädliche Weise in das Immunsystem eingreifen, und somit andere Krankheiten weniger gut bekämpft werden könnten
- der Impfstoff verhindert, dass sich der Körper mit den Krankheitserregern auseinandersetzen muss, was zu einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems führt
- eine Krankheit vor allem für Kinder eine nötige Erfahrung sei. So kann sich die Persönlichkeit optimal entfalten und das Kind entwickelt sich insgesamt besser. Wird dem Kind diese Erfahrung genommen, könnte es sich eventuell psychisch nicht ideal entwickeln.
Zum Teil steckt in derartigen Sorgen ein wahrer Kern. So haben Ärzte beispielsweise inzwischen bestätigt, dass der Kontakt mit Bakterien und anderen Mikroben durchaus wichtig ist, damit sich das Immunsystem gut entwickeln kann. Deshalb hat die Befürchtung, dass das Immunsystem geschwächt werden könnte, wenn ihm zu viel „Arbeit abgenommen“ wird, einen ernst zu nehmenden Hintergrund.
Ob das Immunsystem durch Impfen dauerhaft geschwächt wird, ist allerdings umstritten. Denn die meisten Forscher sind sich einig, dass durch Impfungen keine besorgniserregende Schwächung geschieht. Denn schließlich muss sich das körpereigene Immunsystem ja auch dabei mit den Krankheitserregern auseinandersetzen – wenn auch nicht annähernd so extrem, wie wenn sie auf natürlichem Wege in den Körper gelangen würden. Hinzu kommt, dass nicht die Erreger allein für ein funktionierendes Immunsystem verantwortlich sind. Auch zahllose andere Bakterien, die an vielen Stellen im Körper vorkommen, tragen wesentlich dazu bei. Infektionskrankheiten treten zudem – Studien zufolge – bei ungeimpften Kindern ganz und gar nicht seltener auf, als bei geimpften.
Eltern, die Angst haben ihrem Kind durch Impfungen zu schaden, kann ebenfalls eine Entwarnung geben werden. Bei Krankheiten wie Diabetes, Autismus oder plötzlichem Kindstod konnte bislang kein Zusammenhang mit Impfungen nachgewiesen werden. Richtig ist allerdings der Einwand, dass das Durchleben von Krankheiten für die Persönlichkeitsentwicklung wichtig sein kann. Jedoch muss der Nachwuchs keinesfalls unter (lebens)bedrohlichen Erkrankungen leiden, um diese psychische Erfahrung zu machen. Auch bei weniger gefährlichen Krankheiten kann dieser Effekt erzielt werden.
Ebenfalls korrekt ist, dass ein Schutz, der nicht durch eine Impfung, sondern ganz natürlich erworben wurde, prinzipiell besser ist. Bedenken sollte man hier jedoch, dass sich viele Kinder aufgrund der allgemeinen, hygienisch deutlich besseren Lebensbedingungen heute erst in höherem Alter anstecken. Dann kann die Krankheit allerdings leicht einen viel gefährlicheren Verlauf nehmen.
Fazit