Die Fettleber (Steatosis hepatis) bildet sich bei einer krankhaften Störung des Fettsäure- und Triglyceridstoffwechsels in den Leberzellen. Es kommt zu einer vermehrten Einlagerung von Fetten, meist in Form von Triglyceriden.
Die Krankheit, die in den Anfangsstadien reversibel ist, kann unbehandelt zu einer Entzündung der Leber (Steatohepatitis) und zu einer Schädigung der Leberzellen bis hin zu einer Leberzirrhose führen. Die Fettleber ist in industriellen Gesellschaften wie der europäischen und der nordamerikanischen weit verbreitet und betrifft bis zu 20 % der erwachsenen Bevölkerung. Die Krankheit beruht auf mehreren unterschiedlichen Ursachenkomplexen.
Was ist eine Fettleber?
In der gesunden Leber beträgt der Fettanteil etwa 5 % des Gesamtgewichts. Falls sich der Fettanteil auf mehr als 10 % bis zu 50 % erhöht und mehr als 50 % der Leberzellen (Hepatozyten) betroffen sind, wird die Leber als Fettleber bezeichnet. Das Fett, das in der Regel aus Triglyceriden besteht, lagert sich in kleinen Hohlräumen, den Fettvakuolen, in den Hepatozyten ab. Bei fortschreitender Krankheit nimmt das Volumen der Vakuolen so stark zu, dass Zellkern und die restlichen Organellen der Hepatozyten an den Rand der Zellen gedrückt werden, was unter dem Lichtmikroskop deutlich erkennbar ist. Dieses Stadium wird auch als makrovesikuläre Verfettung bezeichnet im Gegensatz zur mikrovesikulären Verfettung, bei der sich der Zellkern üblicherweise etwa im Zentrum der Zelle befindet und sich die Fettvakuolen um den Zellkern herum gruppieren. Die Leber verliert mit zunehmender Verfettung im Verlauf der Krankheit ihre ursprüngliche rotbraune Farbe und geht in ein schmutziges Fettgelb über.
Ursachenkomplexe für die Entstehung der Fettleber
Eine allmähliche Leberverfettung ist letztlich Ausdruck eines Ungleichgewichts zwischen Einlagerungs- und Auslagerungsprozess von Fetten in der Leber, also Ausdruck einer Störung des Fettstoffwechsels. Der Fettstoffwechsel ist sehr komplex und umfasst hauptsächlich die Stoffgruppen, die zu den Lipiden gezählt werden wie Triglyceride, Cholesterine und Phospholipide sowie bestimmte Lipoproteine, die für den Fettstoffwechsel als Katalysatoren oder als Lieferanten bestimmter Stoffgruppen unentbehrlich sind. Auch wenn noch nicht alle Vorgänge hinreichend verstanden sind, die zur Entwicklung einer Fettleber führen, gelten mehrere Verursacherkomplexe als mögliche Auslöser.
Als Verursacher der zugrunde liegenden Stoffwechselstörungen können genetische Defekte vorliegen, die ererbt wurden und einen einwandfreien Lipidstoffwechsel behindern, weil ein bestimmtes Enzym nicht gebildet werden kann oder keine biochemische Wirksamkeit hat. Es handelt sich dann um hereditäre Stoffwechselstörungen. Auch genetisch bedingte systemische Erkrankungen wie Morbus Wilson, Hämochromatose und andere können Auslösefaktoren für die Entwicklung einer Fettleber sein, ohne dass eine Überernährung vorliegt. Operative Eingriffe an Leber und am Darm können ähnliche Symptome hervorrufen, falls nach dem Eingriff bestimmte Enzyme nicht mehr oder nicht in ausreichendem Maß vom Körper synthetisiert werden. Häufig ist allerdings eine permanente Überernährung und Adipositas der Hauptgrund zur Entwicklung einer Fettleber, weil der Stoffwechsel der Leber permanent überfordert ist und quasi als Notmaßnahme immer mehr Triglyceride in Vakuolen der Leberzellen eingelagert werden. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass auch das Gegenteil einer Überernährung, nämlich die Mangelernährung, der Auslösefaktor für eine Fettleber sein kann, weil der Fettstoffwechsel aufgrund eines Mangels an bestimmten Proteinen unterbrochen wird. Daher wird auch die Magersucht (Anorexie) als Risikofaktor für die Entstehung einer Fettleber eingestuft. Ähnlich wie die permanente Überernährung wirkt sich Diabetes mellitus, Typ 2, aus, weil der Zuckerspiegel im Blutserum aufgrund eines Mangels an Insulin oder aufgrund einer Insulinresistenz ständig erhöht ist und vermehrt in der Leber in Triglyceride umgebaut wird.
Ein besonderer Verursacherkomplex sind giftige Substanzen, die über längere Zeiträume eingenommen oder konsumiert werden. Hierzu zählt in erster Linie exzessiver Alkoholkonsum, der die Ausbildung einer Fettleber begünstigt. Es handelt sich dann um eine sogenannte alkoholische Fettleber im Gegensatz zur nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL), die nicht mit Alkoholkonsum in Zusammenhang gebracht werden kann. Zu dem Verursacherkomplex giftiger Substanzen zählen auch bestimmte Medikamente wie Steroidhormone und Tetrazykline, die in ihren Nebenwirkungen in seltenen Fällen die Ausbildung der Fettleber bewirken können. In sehr seltenen Fällen wird die Fettleber durch eine Schwangerschaft verursacht (Schwangerschaftsfettleber).
Symptome einer Fettleber und Diagnoseverfahren
Eine Fettleber ist in frühem Stadium nahezu symptomlos und wird daher selten erkannt. Erst in weiter fortgeschrittenen Stadien kommt es zu eher unspezifischen Symptomen wie Völlegefühl, Druck im Oberbauch, Müdigkeit, Übelkeit und Blähungen. Meist wird die Fettleber im Rahmen anderer Untersuchungen diagnostiziert. Falls eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes gemacht wird, fällt die vergrößerte Leber und ihr verändertes Gewebe auf. Symptomatisch sind auch leicht erhöhte Leberwerte, vor allem der Leberenzyme Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT), Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) und Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT).
Als weiterführende nicht-invasive Diagnoseverfahren stehen Sonografie (Ultraschall), Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und weitere Verfahren zur Verfügung. Ein direkter Nachweis für das Vorliegen einer Fettleber kann mittels invasiver Biopsie (Gewebeentnahme) erfolgen.
Behandlung der Fettleber und vorbeugende Maßnahmen
In erster Linie zielt eine wirksame Behandlung und Therapie der Fettleber auf die Beseitigung der Ursachen ab. Falls toxische Substanzen in Medikamenten, Alkohol oder andere Stoffe der Verursacher der Fettleber sind, muss auf andere Medikamente mit anderen Wirkstoffen ausgewichen bzw. der Konsum der auslösenden Toxine vermieden werden. Bei nicht ernährungsbedingten Leberverfettungen aufgrund ererbter Enzymdefekte kommen Medikamente in Betracht, die nach Möglichkeit die diagnostizierten Enzymdefekte kompensieren können oder direkt auf den Stoffwechsel Einfluss nehmen wie z. B. Lipidsenker. Falls sich die Leberverfettung noch in einem reversiblen Stadium befindet, regenerieren sich die Leberzellen und die Verfettung bildet sich langsam zurück, wenn die auslösenden Substanzen gemieden werden. Als Verlaufskontrolle dienen auch die Leberwerte, die mit der Regenerierung der Leber wieder in den Normalbereich kommen sollten. Die Leberwerte senken als Therapiemaßnahme ist nicht sinnvoll, weil es sich in diesem Fall nur um eine Symptomkorrektur handelt, die möglicherweise die Regeneration der Leber sogar verlangsamt.
In den Fällen, in denen sich die Fettleber ernährungsbedingt entwickelt hat, gilt als wirksame Maßnahme eine entsprechende Ernährungsumstellung auf möglichst naturbelassene Kost, die reich an bioaktiven Vitaminen und Enzymen ist. Unterstützend wirkt ein Bewegungs- und Sportprogramm im aeroben Bereich, um eine erhöhte Fettverbrennung zu erreiche. Bewusste Ernährung und ein moderates Sportprogramm gilt gleichzeitig als beste Vorbeugung vor einer ernährungsbedingten Fettleber. Bei Vorliegen von Diabetes mellitus ist als vorbeugende Maßnahme die strikte Einhaltung und Kontrolle der Zuckerwerte wichtig.