Dass Amalgamfüllungen Quecksilber enthalten, ist allgemein bekannt. Ob von diesen jedoch eine Vergiftungsgefahr für den Träger ausgeht, ist unklar – in der Antwort zu dieser Frage zeigen sich Experten uneinig. Außer Frage steht jedoch, dass sowohl während der Verwendung von Amalgam als Füllung als auch beim Entfernen dieser Risiken bestehen.
Quecksilber ist bereits ab zwei Gramm für den Menschen tödlich und gilt daher als die giftigste bekannte Substanz, die nicht radioaktiv ist. Doch obwohl es sich dabei quasi um ein Gefahrengut handelt, tragen es viele von uns im Mund. Viele wissen nicht einmal, welcher Gefahr sie sich dabei aussehen: Etwa die Hälfte einer Amalgam-Füllung besteht aus Quecksilber.
Allerdings: Das Schwermetall wirkt erst dann akut toxisch, wen es in gelöster Form auftritt – nicht jedoch in mit anderen Metallen gebundener und ausgehärteter Form.Wie im Zuge einiger Studien klar wurde, findet sich im Blut derer, die Amalgam-Füllungen im Gebiss tragen, vier Mal so viel Quecksilber, wie im Blut amalgamfreier Menschen. Dies wies nicht zuletzt das German Amalgam Trial nach, das unter der Führung der Technischen Universität in München, beziehungsweise deren Zentrum für naturheilkundliche Forschung, repräsentative Studien durchführte. Unklar bleibt jedoch, inwieweit ein Vergiftungsrisiko vorhanden ist. Hier unterscheiden sich die Expertenmeinungen stark.
Aus den Reihen des Freien Verband Deutscher Zahnärzte erklärt Reiner Zaijtschek dazu, dass bei einem Fremdkörper unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, wenn dieser „dauerhaft im menschlichen Organismus verbleibt“. Jedoch sei die Belastung, die von amalgamhaltigen Plomben ausgehe, eher gering. Zudem gäbe es keine Studie, die klare Zusammenhänge zwischen Amalgam-Füllungen und chronischen gesundheitlichen Schäden nachweise. Der verantwortungsvolle Umgang mit Amalgam sei dennoch überaus wichtig, so Zaijtschek. In Dampfform gehe eine besondere Gefahr von Quecksilber aus. Diese entstehe wiederum vor allem während des Legens und Herausbohrens der Amalgam-Füllung.Größte Gefahrenquelle: das Anbringen und HerausbohrenWährend über die tatsächliche Gefahr während des Tragens einer Amalgam-Füllung Uneinigkeit herrscht, ist jedoch vollkommen unumstritten, dass das Legen sowie das Entfernen der quecksilberhaltigen Plomben Gefahren birgt. Der Dauerkontakt soll jedoch absolut gefahrlos sein, so Dietmar Oesterreich, Sprecher der Bundesärztekammer. Direkt nach der Aushärtung gäbe es demnach keinerlei freies und somit gefährliches Quecksilber mehr, führt der Experte aus. Es löse sich außerdem, abgesehen von minimalen Spuren durch Abrieb, keinerlei Quecksilber aus dem Metallverbund heraus.
Experten aus den Reihen der Amalgamkritiker haben hierzu jedoch eine andere Ansicht. Deren Auffassung nach werden durch die Füllungen fortlaufend kleine Dosen des Schwermetalls Quecksilber abgegeben. Diese würden sich zum Teil im Körper ablagern und dabei unter anderem das Bindegewebe sowie die Organe beeinträchtigen, so erklärt die Expertin Claudia Hesse von der Berliner Gesellschaft für ganzheitliche Zahnmedizin. Der durch Abrieb freigesetzte Teil des Quecksilbers stellt nicht allein eine Gefahr für die Gesundheit dar. Auch die Möglichkeit, dass sich Quecksilberionen aufgrund von Säurebelastung aus den Füllungen lösen und per Speichel und Verdauungstrakt in den Organismus gelangen, ist gegenwärtig. Auf diesem Wege könnte der hochgefährliche Stoff über den Blutkreislauf in den gesamten Körper gelangen.
Kopfschmerzen durch Quecksilberspuren
Claudia Hesse erklärt außerdem, dass insbesondere Quecksilberdampf Gefahren birgt. Dieser tritt vor allem dann auf, wenn die Plomben mit heißen Speisen und Getränken in Kontakt kommen. Dieser Dampf gerät ins Blut, nachdem er über die Mund- und Nasenhöhle eingeatmet wurde. Daraufhin könnte der gefährliche Stoff nicht nur das Körpergewebe durchdringen, sondern auch den Schutzmechanismus des Gehirns, die Blut-Hirn-Schranke, durch die es vor Vergiftung geschützt werden soll.
Innere Unruhe, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und auch Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sind nicht selten, so Peter Jennrich aus den Reihen der Ärztegesellschaft für klinische Metalltoxigologie. Außerdem, so Jennrich weiter, kann eine auch als Co-Faktor für annähernd alle chronischen Erkrankungen fungieren.
Eine Standarduntersuchung kann häufig keinen Aufschluss darüber liefern, ob und in welcher Intensität eine Vergiftung vorliegt. Jennrich erklärt dazu, dass weder Blutanalysen noch Urinproben absolute Klarheit schaffen können. Lediglich ein spezieller Provokationstest bringe absolute Gewissheit, da ausschließlich Organe und Gewebe von einer derartigen Schadstoffanreicherung betroffen sind. Hierzu wird die faktische Belastung durch Gifte im Urin messbar gemacht, in dem ein Chelatbildner verabreicht wird. Dabei handelt es sich um eine Verbindung organischer Art, die fähig ist Metallionen zu binden und daraufhin über den Urin abzuführen.