Ein Haustier ist in vielen Familien ein fester Bestandteil. Insbesondere Kinder fühlen sich mit dem Tier oft eng verbunden und zeigen dies gerne durch Körperkontakt. In aller Regel stellt das Kuscheln mit dem eigenen Haustier auch kein Problem dar. Für einige Menschen, womit nicht nur Tierhaar-Allergiker gemeint sind, bergen Tiere jedoch ein gewisses gesundheitliches Risiko: Parasiten und Erreger diverser Infektionskrankheiten können vom Tier direkt auf den Menschen übertragen werden. Wissenschaftler bezeichnen eine solche übertragene Krankheit als Zoonose.
Gesundheitliche Nutzen und Risiken eines Haustiers
Laut Wissenschaftlern des amerikanischen Fachblatts Canadian Medical Association Journal sollten insbesondere kleine Kinder, Schwangere und ältere sowie gesundheitlich geschwächte Menschen auf der Hut vor den Viren, Bakterien, Parasiten und Pilzen sein, die auf Tieren lauern. Jedoch warnen sie im Gegenzug auch vor einer Überreaktion: Bei einer angemessenen und hygienischen Versorgung des Haustiers inklusive regelmäßigen Besuchen beim Tierarzt ist das Risiko, dass sich Krankheiten vom Tier auf den eigenen Organismus übertragen, für gesunde Menschen verschwindend gering.
Auch betonen verschiedene Wissenschaftler, dass Hund, Katze, Maus und Co sogar einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und die Entwicklung von Kindern haben. So stellte sich bei zahlreichen Studien heraus, dass ein Hund im Haushalt Kleinkinder gegen Atemwegsinfektionen und Allergien immunisiert. Der Effekt konnte auch bei Kindern, die auf einem Bauernhof leben und somit täglich Kontakt zu verschiedenen und weniger reinlich gehaltenen Tieren haben, nachgewiesen werden.
Auch die psychisch wertvolle Komponente der Haustierhaltung sollte nicht unterschätzt werden. So kann ein Haustier häufig als Freund fungieren und für Heranwachsende somit eine wertvolle Stütze sein. Zudem stärkt der Umgang mit einem Lebewesen sowohl das Selbstbewusstsein als auch das Pflichtbewusstsein der Kinder. In bestimmten Momenten fungiert das vertraute Tier dann geduldig als Kummerkasten, der jedes Geheimnis für sich behält. Letztendlich kommt auch die Bewegung durch ausgedehnte Gassi-Runden jedem Familienmitglied zugute.
Das Haustier als Krankheitsträger
Dass auch ihr eigener Liebling Krankheitserreger mit sich herumtragen kann, ist vielen Haltern laut Wissenschaftlern der Ohio State University in Columbus gar nicht bewusst. Auch der bayerische Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Andreas Sing, betont, dass sich zukünftige Haustierhalter über das von einem Tier ausgehende, gesundheitliche Risiko informieren sollten. Dabei ist es egal, ob es sich beim Haustier um einen Hund, eine Katze, einen Hasen, einen Hamster oder gar einen Vogel oder ein Reptil handelt – jedes Tier kann Menschen mit Krankheitserregern infizieren.
Bei den empfindlichen Personengruppen, zu denen ältere Menschen ab 65, Kleinkinder unter fünf Jahren, Schwangere und Menschen mit einem geschwächtem Immunsystem gehören, ist besondere Vorsicht im Alltag geboten. Bei ihnen ist nicht nur das Risiko zu erkranken deutlich erhöht – eine zoonotische Erkrankung verläuft bei Betroffenen dieser Gruppen häufig deutlich schwerwiegender und langwieriger oder gar mit Komplikationen.
Das Risiko an einer Zoonose zu erkranken ergibt sich übrigens in zahlreichen Situation, in denen eine direkte oder indirekte Beschäftigung mit dem Haustier stattfindet: Die Erreger werden nicht nur durch Kratzer oder Bisse übertragen, sondern auch über den Speichel des Tieres, wenn es an der Haut des Menschen leckt. Auch beim Kontakt mit dem Tierkot, der beim Säubern des Käfigs, des Geheges oder des Katzenklos schnell zustande kommen kann, ist das Erkrankungsrisiko deutlich erhöht.
Fieber und Entzündungen durch die Katze, Salmonellen durch Reptilien
Ein gängiges Beispiel für eine Zoonose ist eine Durchfallerkrankung, die durch den Erreger Campylobacter jejuni entsteht. Er wird sowohl durch Hunde als auch durch Katzen übertragen. Letztere können auch Bartonella-Bakterien mit sich herumtragen, aus denen beim Menschen Fieber und Entzündungen resultieren können. Reptilienbesitzer leiden hingegen besonders häufig an Salmonelleninfektionen. Selbst resistente Keime und somit schwer behandelbare Krankheiten können zwischen Mensch und Tier übertragen werden. Parasiten und Würmer lauern vor allem auf Hunden und Katzen. So ist die Toxoplasmose den meisten schwangeren Katzenhaltern ein gefürchteter Begriff: Sie gefährdet bereits das ungeborene Kind, indem sie Fehlbildungen oder gar eine Fehlgeburt verursacht.
So schützen Sie sich vor einer Zoonose
Für einen grundlegenden Schutz reichen bereits übliche Hygienerituale aus. Dazu zählt in erster Linie das gründliche Händewaschen nach dem Streicheln sowie das Tragen von Handschuhen beim Säubern des Käfigs. Diese Regeln sollten bereits Kindern anerzogen werden. Auch der Kontakt zum Tier mit dem Mund sollte unterbunden werden – Küsschen sollten dem Tier also keine gegeben werden. Zusätzlich sollte ein Haustier regelmäßig einem Tierarzt vorgestellt werden, der Parasiten rechtzeitig erkennen und bekämpfen kann.
Ist das Immunsystem eines Familienmitglieds im Zuge einer schweren Erkrankung geschwächt, sollte die Anschaffung eins Haustiers – sofern sie noch nicht erfolgt ist – bis zur Genesung herausgezögert werden.
Wie viele Menschen tatsächlich an Zoonosen erkranken, ist kaum in Zahlen zu fassen. Das liegt vor allem daran, dass bei einer solchen Erkrankung häufig nicht festgestellt werden kann, wie und von welchem Tier die Übertragung erfolgt ist. Dennoch sollten sich Tierliebhaber nicht abschrecken lassen, betont der mikrobiologische und epidemiologische Facharzt Andreas Sing. Schließlich sind die positiven Effekte, die ein Haustier und die aufgebaute Beziehung zu ihm mit sich bringt, erheblicher als die möglichen negativen Aspekte.
Davon sind in Deutschland rund 28 Millionen Menschen überzeugt: So viele Tiere lebten laut dem Industrieverband Heimtierbedarf 2013 in deutschen Haushalten. Spitzenreiter sind dabei die Katzen mit elf Millionen, gefolgt von fast sieben Millionen Hunden.