In der Regel ist der Strom- und Wasserverbrauch bei Geschirrspülern recht hoch. Mit einem Mineral werden Töpfe und Tassen erstaunlich energieeffizient getrocknet.
Wenn das Waschprogramm der Geschirrspülmaschine nach rund zwei Stunden beendet ist, ist anzuraten, die Tür noch geschlossen zu halten. Wer eher zu den ungeduldigen Hausfrauen oder Hausmännern gehört und die Tür vorzeitig öffnet, wird sich in einer Dampfwolke wiederfinden. Aber ebenso ist das Geschirr zum Anfassen zu heiß, Schüsseln und Schalen tropfen vor Feuchtigkeit.
Aber es geht auch anders, wie die Geschirrspüler mit dem innovativen Zeolith-Trocknungssystem beweisen. Das Ausräumen von Tassen, Teller und Besteck gestaltet sich bei maximal 35 Grad als angenehm für die Hände, Plastikgeschirr ist absolut trocken und das Öffnen der Türklappe erinnert nicht an den letzten Saunabesuch. Aber damit noch nicht genug – die innovative Technik ist verantwortlich für eine Senkung des Strom- und Wasserverbrauchs.
Der Leiter der Entwicklungsabteilung bei BSH (Bosch-Siemens-Hausgeräte), Michael Rosenbauer, erinnert sich noch an die Anfänge. Denn als sie vor rund fünf Jahren diesen interessanten Effekt im Labor in einem Versuch nachgewiesen hatten, erschien es ihnen wie ein quadratischer Kreis – so unglaublich war das Ergebnis. Aber sein Team hat es mit diesen neuartigen Spülmaschinen inzwischen in das Finale des Wettbewerbs des Bayerischen Energiepreises geschafft. Im Februar vergab das „Bundesumweltministerium und Bundesverband der Industrie“ zum ersten Mal Klima-Innovationspreise. BSH konnte einen der sechs Preise für sich entscheiden.
Der Trick der Trocknung ist den chemischen Eigenschaften von einem guten Kilo Zeolith zuzuschreiben. Das Mineral, welches auch als Siedestein bekannt ist, besteht aus kleinen weißen Kügelchen, die in der Lage sind, etwa einen halben Liter Wasser speichern zu können und sich dabei auf rund 235 Grad erhitzen. Daher werden am Ende eines Spülganges keine elektrischen Heizstäbe mehr benötigt, sondern lediglich der kleine Ventilator. Dieser bläst einfach die feuchte Luft aus dem Spülraum, welche durch das Edelstahlsieb im Geräteunterboden entweicht. Im Sieb befinden sich die Zeolith-Kugeln. Während dieses Vorgangs wird die Luft getrocknet, aufgeheizt und zurück in den Geschirrraum geblasen. Hier nimmt sie dann wieder die Feuchtigkeit auf und der Vorgang wiederholt sich.
Am Ende des Programms verbleibt das Wasser in den Zeolithen und wird erst beim nächsten Spülgang freigegeben. Dabei heizt sich dann das Mineral erneut auf, sodass das Geschirr mit der gespeicherten Feuchtigkeit im Vorspülgang vorgereinigt werden kann. Das Besondere daran ist, dass ein Abnutzungseffekt nicht beobachtet werden konnte. Michael Rosenbauer erklärt, dass 5.000 Zyklen getestet wurden und sich dabei herausstellte, dass bis zum Lebensdauerende der Geschirrspülmaschine das Zeolith nicht ausgetauscht werden muss. Wird das Gerät verschrottet, kann das ungiftige Material problemlos herausgetrennt und wiederverwertet werden.
Das vulkanische Mineral war bereits den alten Griechen wohlbekannt. Wird es mit Wasser zusammengebracht, beginnt es zu schäumen. Heute finden die Zeolith-Kügelchen bereits in den verschiedensten modernsten Industriebereichen ihre Anwendung. Die chemische Industrie stellt das Zeolith seit etwa Mitte des letzten Jahrhunderts künstlich aus Sand her, und dies in über 100 verschiedenen Varianten. Während sie anfangs hauptsächlich in der Benzinherstellung als Katalysatoren verwendet wurden, enthärten sie seit dem Jahr 1976 als Ionentauscher in zahlreichen phosphatarmen Waschmitteln das Wasser. Pro Jahr werden unzählige Hunderttausend Tonnen des Zeoliths produziert. Kostenfaktor pro Kilo liegt bei wenigen Euros.
Im Zwischenraum von doppelt beziehungsweise dreifach verglasten Fenstern werden wenige Gramm als Entfeuchtungsmittel genutzt. In Rigipsplatten sorgt Zeolith als Beimischung für einen Feuchtigkeitsaustausch sowie verbesserten Brandschutz. Darüber hinaus werden Zeolithe als Wärmespeicher genutzt und für die Herstellung von selbstkühlenden Bierfässern verwendet.
Ein Chemiker aus Bochum, Hermann Gies, hat in Australien eine besonders originelle Entdeckung gemacht. Dort werden Rindern und Schweinen mit einem Kraftfutter gefüttert, dem 20 Prozent Zeolith beigefügt wurden. Es bindet im Darm Amine, was zur Folge hat, dass die Gülle kaum noch stinkt. Der hieraus entstehende Mist wird auf Feldern oder Fußballplätzen als hochwertiger Dünger genutzt. Aufgrund der Zeolith-Reste werden die Nährstoffe nur langsam abgegeben und der Boden bleibt gleichmäßig feucht. So manche australische Milchfarm verdient mittlerweile ihr Geld als Düngemittelfabrik.
Aber selbst in herkömmlichen Geschirrspülern wird bereits seit vielen Jahren Zeolith eingesetzt. Hier allerdings lediglich als Entkalkungsmittel in Spülmittel-Tabs. Die außergewöhnliche Trocknung wird bisher lediglich bei wenigen BSH-Maschinen in der Oberklasse angeboten, die Geräte haben einen Preis ab 900 Euro. Gegenüber dem herkömmlichen Standardmodell amortisieren sich die Mehrkosten mittels des geringen Verbrauchs bisher jedoch nicht, auch wenn die Lebensdauer einer Maschine etwa 15 Jahre beträgt. Aber dies soll sich ab dem nächsten Jahr ändern, denn dann wird die zweite Gerätegeneration den Markt erobern. Die neuen Geräte werden nicht nur deutlich günstiger werden, sondern auch noch weniger Wasser und Strom verbrauchen.
Wenn alle herkömmlichen Geschirrspülgeräte in Deutschland durch die sparsamen und innovativen Zeolith-Geräte ersetzt werden würden, dann würde die Atmosphäre jährlich um rund 1,2 Millionen Tonnen CO2 entlastet werden. Dies hat die Marketingabteilung des Unternehmens, das in München angesiedelt ist, errechnet. Zum Vergleich: Dies würde dem Ausstoß von etwa 600.000 Personenautos entsprechen, die eine Jahresleistung von 15.000 Kilometern jährlich zurücklegen.