Vor einigen Tagen erst hat die Fastenzeit begonnen. Daher stellen sich viele Menschen die Frage, wie man richtig fastet: Was muss vor, während und nach dem Fasten berücksichtigt werden? Darf nur getrunken werden? Wenn ja, was? Gemüsebrühe, Tee, Säfte? Und wird überhaupt gegessen?
Manche Fastenkuren erlauben leichte Kost, beispielsweise gedünstetes Gemüse, trockene Brötchen oder weiteres. Die Antworten auf diese Frage finden Sie hier – darüber hinaus werden Sie noch Dinge über den geschichtlichen und religiösen Hintergrund des Fastens erfahren.
Aschermittwoch – im christlichen Glauben wird an diesem Tag die Fastenzeit eingeläutet. Im Jahr 2015 war dies der 18. Februar. Doch viele Menschen nehmen diese Zeit zum Fasten zum Anlass, obwohl sie sich gar nicht als religiös oder gläubig bezeichnen. Vielmehr stehen weltliche Dinge im Vordergrund: Manch einer erhofft sich, überflüssige Pfunde loszuwerden, der andere hingegen eine Reinigung von Körper und Geist, mehr Vitalität und vielleicht auch eine straffere Haut. Da Fasten Verzicht bedeutet, stellen sich viele die Frage, ob diese Erwartungen auch erfüllt werden. Deshalb wollen wir Ihnen eine Anleitung an die Hand geben, damit Sie richtig fasten und alles Wichtige beachten.
Die Herkunft des Fastens – und was versteht man überhaupt unter Fasten?
Im Grunde genommen stellt Fasten den Verzicht auf feste Nahrung über einen begrenzten Zeitraum dar. Dabei reicht die Bandbreite über den Verzicht von Genussmitteln bis hin zum Verzicht auf sämtliche Nahrung. Bei der teilweisen Entsagung von bestimmten Speisen oder von Genussmitteln wird auch von Abstinenz oder Enthaltung gesprochen. Ebenso unterschiedlich wie die Art und Weise beläuft sich der Zeitraum – so wird beispielsweise in der christlichen Fastenzeit 40 Tage gefastet, indes im islamischen Fastenmonat für 29 bis 30 Tage Verzicht geübt wird. Etymologisch geht das Fasten auf das gotische Wort „fastan“ zurück, dem die Bedeutung des Festhaltens, Bewachens und Beobachtens innewohnte.
Geschichtlich entspringt das Fasten sowohl weltlichen als auch religiösen Ansätzen. So soll bereits der griechische Arzt Hippokrates (460-375 vor Christus) sich für das Fasten ausgesprochen haben: „Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente.“ Im Christentum hingegen wird erst seit dem zweiten Jahrhundert von einem zweitätigen Trauerfasten über Karfreitag und Karsamstag berichtet. Dies wurde nach und nach – je nach Ort – über die ganze Karwoche ausgedehnt, bis sich Anfang des fünften Jahrhunderts das 40-tägige Fasten durchgesetzt hatte.
So fasten Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus und die Orthodoxe Kirche.
In allen großen Weltreligionen wird gefastet. Wir geben Ihnen einen Überblick über die Art, Zeiträume und Hintergründe:
Im Christentum galten ursprünglich strikte Regeln beim Fasten, bei deren Bruch zum Teil drakonischen Strafen folgten. Heutzutage wird über die 40-tägige Fastenzeit auf Genussmittel wie Süßigkeiten, Alkohol und ähnliches verzichtet. An bestimmten Tagen wird dazu noch auf Fleisch verzichtet. Diese 40 Tage belaufen sich auf die Zeit zwischen Aschermittwoch bis einschließlich Karsamstag. Somit liegt der Zeitraum vor Ostern, wobei Ostern auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond zwischen dem 21. März und 25. April datiert ist. Doch wieso wird im Christentum gefastet? So soll Jesus bereits für 40 Tage in die Wüste gegangen sein und dort gefastet haben. Daneben dient die Fastenzeit der Buße, Besinnung und Umkehr.
Im Islam wird auf das Essen, Trinken und Rauchen in der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang verzichtet. Diese Zeitpunkte werden dadurch definiert, dass man einen weißen von einem schwarzen Faden in der Dämmerung nicht mehr unterscheiden kann. Der Fastenmonat Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondjahr, der sich jedes Jahr verschiebt. Außerdem gelten auch der Montag und Donnerstag als Fastentag im Islam. Da Fasten die vierte von den fünf Säulen des Islams darstellt, nimmt es einen sehr hohen Stellenwert ein.
Der Buddhismus kennt keine feste Fastenzeit wie das Christentum oder der Islam: Stattdessen entsagen buddhistische Mönche und Nonnen täglich ab 12 Uhr mittags sämtlicher Nahrungsaufnahme. Ansonsten wird der gläubige Buddhist dazu angehalten, hin und wieder zu fasten, ohne dass dabei aber feste Regeln existieren. Sinn und Zweck des Fastens besteht darin, innerlich rein zu werden, sowie besser meditieren zu können und Erleuchtung und inneren Frieden zu finden.
Am höchsten jüdischen Feiertag, dem Jom Kippur, wird im Judentum gefastet. Dabei wird weder gegessen, getrunken noch geraucht – auch Dinge wie Arbeit, Waschen und Sex sind tabu. Zudem existieren noch fünf weitere Fastentage, an den teilweise (wie im Islam) nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet wird. Gänzlich verboten ist das Essen und Trinken aber an den Tagen Schiwa Assar beTammus, Zom Gedalja, Assara beTevet und Tischa beAv.
Jom Kippur als Tag der Sühne deutet bereits an, was der Hintergrund des Fastens ist: Es sollen begangene Sünden gesühnt werden. Darüber hinaus dient es dem Gedenken trauriger Ereignisse und der Unabhängigkeit von irdischen Bedürfnissen.
Im Hinduismus unterscheidet sich die Art des Fastens je nach Anlass und Glaubensrichtung. Feste Tage, an denen gefastet wird, gibt es nur einige – beispielsweise an Vollmond- und Neumondtagen. Ansonsten wird individuell gefastet. Hindus beabsichtigen mit dem Fasten, den Geist zu reinigen und für die Genesung einer nahe stehenden Person zu bitten. Ebenso wie im Judentum sollen Sünden gesühnt werden.
Die Orthodoxe Kirche kennt keinen strengen Verzicht wie andere Glaubensrichtungen, denn hier wird lediglich auf Fleisch, Eier und Milchprodukte verzichtet. An manchen Tagen gesellt sich auf die Liste der verbotenen Dinge noch Wein, Öl und Fisch hinzu. Wie im Christentum wird zunächst 40 Tage vor Ostern gefastet, was als „Apostel-Fasten“ bezeichnet wird. Darauf folgt im August das „Koimesis-Fasten“ und von Mitte November bis Heilig Abend das „Advent-Fasten“. Darüber hinaus existieren einzelne Fastentage: So wird am 5. Januar, 29. August und 14. September Verzicht geübt. Das Fasten dreht sich in erster Linie um das Gebet, mit dessen Hilfe Körper und Geist beruhigt werden. Letztlich soll es zu einer Besinnung auf Gott kommen.
Verschiedene Methoden, um zu fasten
Natürlich kann auch völlig unabhängig von religiösen Vorstellungen und Pflichten gefastet werden. Die Ziele sind indes weitgehend gleich – so bezwecken auch hier viele Menschen, ihren Körper, ihre Seele und ihren Geist zu reinigen. Daneben möchte man sich auf das Wesentliche besinnen. Niederschlag gefunden haben diese Ideen vor allem im Heilfasten und Basenfasten. Doch was ist hier erlaubt? Nur trockene Brötchen, Gemüsebrühe, Milch oder Saft? Die Antwort darauf geben die verschiedenen Methoden, die wir im Folgenden vorstellen möchten:
Heilfasten nach Otto Buchinger
Als Begründer des Heilfastens gilt der deutsche Arzt Otto Buchinger, der 1878 in Darmstadt geboren wurde und 1966 in Überlingen starb. Buchinger erkrankte selbst an Rheuma und versuchte Linderung zu finden. In einem Selbstversuch unternahm er eine Fasten-Kur, was tatsächlich zu einer Verbesserung seiner Beschwerden führte. Angetrieben von diesem Erfolg studierte er Literatur zum Fasten und gründete darauf 1920 eine Fastenklinik. Zudem veröffentliche er 1935 sein Werk „Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden“, das immer wieder in neuer Auflage erscheint – bis heute.
Die Idee des Heilfastens besteht darin, dass der Körper von Giftstoffen und Abfallprodukten gereinigt wird, was die Selbstheilungskräfte anregen soll. Buchinger umschrieb diesen Vorgang als „Entschlackung“, der heute noch oft verwendet wird. Allerdings hat dieser Ansatz bereits zu seinen Lebzeiten zu Kritik geführt. Und auch heute führen Mediziner an, dass eine „Entschlackung“ wissenschaftlich nicht belegt sei. Vielmehr sei ein gesunder Körper in der Lage, Stoffwechselprodukte über Darm und Nieren auszuscheiden, ohne dass es zu einer Ablagerung im Körper komme.
Heilfasten nach Buchinger
Im Großen und Ganzen werden zu Beginn drei Entlastungstage eingelegt, auf die die eigentlichen Fastentage folgen. Zum Schluss kommt es zum „Fastenbrechen“, die auch als Aufbautage bezeichnet werden. Über den gesamten Zeitraum erfolgen Darmentleerungen, die beispielsweise mit Glaubersalz oder Einläufen beschleunigt werden.
An den Entlastungstagen wird lediglich leichte Kost konsumiert und Eiweiß sollte vom Speiseplan verschwinden. Dies kann durch Obst, gedünstetes Gemüse, Reis oder Kartoffeln umgesetzt werden. Wichtig ist, dass schon jetzt viel getrunken wird – ungefähr drei Liter pro Tag. Des Weiteren sollten von Alkohol und Zigaretten die Finger gelassen werden.
An den eigentlichen Fastentagen werden nur noch Tee, Wasser, Säfte und Gemüsebrühe getrunken. Dabei sollte morgens Kräutertee zu sich genommen werden, mittags Gemüsebrühe und abends schließlich Obstsaft, Gemüsesaft, Gemüsebrühe oder Tee. Auf diese Weise werden täglich etwa 500 Kilokalorien aufgenommen. An jedem zweiten Fastentag – von Beginn an – wird eine Darmentleerung vorgenommen.
Auf die Fastentage folgen die Aufbautage. Das „Fastenbrechen“ wird bereits am Vorabend des Aufbautages mit eine reifen Apfel eingeläutet, worauf eine Gemüsebrühe am Mittag des ersten Aufbautages folgt. Als Faustregel gilt, dass pro Aufbautag drei Fastentage eingeplant werden sollten. Nach dem Heilfasten ist es natürlich ratsam, die bewusste Ernährung und das langsame Essen so lange wie möglich beizubehalten.
Über die gesamte Zeit hinweg kann das Fasten durch moderate Bewegung und Entspannung unterstützt werden, etwa durch Spaziergänge oder leichte Yoga-Übungen.
Heilfasten nach Franz Xaver Mayr – oder auch die Milch-Semmel-Kur
Von 1875 bis 1965 lebte der österreichische Mediziner Franz Xaver Mayr, der sich der Forschung über den menschlichen Darm und der Verdauung verschrieben hatte. Diese ließ ihn zum Schluss kommen, dass Voraussetzung für Gesundheit eine funktionierende und leistungsfähige Verdauung ist. Um diese zu erreichen, entwickelte er eine dreistufige Fastenkur zur Darmsanierung. Deren Prinzipien bestehen in „Schonung, Säuberung und Schulung“. Hierzu soll mit einer Milch-und-Semmel-Kur nachgeholfen werden, die Verstopfung und Darmkrebs vorbeugen können soll.
Letztlich kommt es für Mayr aber vielmehr auf das „Wie“ der Ernährung an, weniger als auf das „Was“. Das zeigt sich darin, dass wichtiger Teil der Fastenkur das langsame Zerkauen des Essens ist. Hierdurch wird die Bildung von Speichel induziert, der mit seinen Enzymen den Nahrungsbrei zersetzt und damit die erste Stufe der Verdauung darstellt. Daneben werden Bauchmassagen durchgeführt, um die Peristaltik (die Eigenbewegung des Darms) zu fördern.
Bereits vor dem eigentlichen Beginn der Fastenkur erfolgt eine Umstellung der Ernährung, indem auf Süßigkeiten, schwer Verdauliches, rohe Lebensmittel, Fettiges, Frittiertes, in Fett Gebratenem und Gebackenes verzichtet wird. Außerdem sollte dem Alkohol und Kaffee entsagt werden. Dies sollte etwa eine Woche vorher geschehen.
Am Anfang der Kur stehen auch hier Darmentleerungen mittels Glaubersalz und die Beschränkung der Nahrungsaufnahme auf Tee und Wasser. Danach folgt der weniger entbehrungsreiche Teil: Nun darf täglich zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen ein trockenes Brötchen mit frischer Milch zu sich genommen werden. Dabei ist es allerdings wichtig, dass jeder Bissen 40 bis 60 mal gekaut wird, ehe er mit einem Löffel Milch zusammen geschluckt wird. Nach 18 Uhr ist feste Nahrung tabu. Selbstverständlich muss auch hier auf den Flüssigkeitshaushalt geachtet werden: Dieser sollte mit täglich etwa zwei bis drei Litern stillem Mineralwasser, Kräutertees oder Gemüsebrühe gedeckt werden. Darüber hinaus ist eine tägliche Darmentleerung durch Glaubersalz empfehlenswert.
Allerdings besteht die Gefahr einer Mangelernährung, weshalb dieser vorgebeugt werden sollte. Dies geschieht durch die Aufnahme von zusätzlichen Mineralstoffen und Vitaminen, beispielsweise durch Pillen. Nach dem Abschluss der Fastenkur wird zu einer Schonkost-Diät geraten, um Magen und Darm weiterhin zu entlasten.
Heilfasten nach Johann Schroth: Die Schrothkur
Johann Schroth, der von 1798 bis 1856 lebte, war ein Naturheiler und gilt als Begründer Schrothkur. Auf die Idee der Nahrungskarenz brachten ihn seine Beobachtungen von krankem Vieh: Dieses lehnte Futter ab, trank nur wenig und bewegte sich kaum. Diese Beobachtung übertrug er auf den Menschen – was dem Tier helfe, könne dem Menschen auch helfen. Erstaunlicherweise war diese Behandlung tatsächlich erfolgt, woraufhin ihm der Ruf des „Wunderdoktors“ anhaftete.
Bereits vor dieser Beobachtung hatte er am eigenen Körper Versuche mit feuchten Wickeln unternommen – so behandelte er erfolgreich eine Knieverletzung. Schließlich kombinierte er beide Ansätze: auf der einen Seite das Fasten, auf der anderen Seite Ganzkörperwickel. Die Schrothkur erstreckt sich über eine Dauer von drei Wochen und besteht aus vier Prinzipien: dem eigentlichen Fasten, den Ganzkörperwickeln (auch als „Schroth’sche Packung“ bezeichnet), dem Wechsel von Trink- und Trockentagen sowie Abwechslung von Bewegung und Ruhe.
Zur Durchführung ist es notwendig, sich für drei Wochen in eine besondere Fastenklinik zu begeben. Dort erwarten den Fastenden speziell ausgebildete Personen, die zur Anlegung der Ganzkörperwickel befugt sind. Über diese Dauer wird dreimal ein Wochenplan wiederholt, der im Folgenden beschrieben wird:
Vor dem eigentlichen Beginn steht auch hier wieder eine Darmentleerung, die wahlweise mittels Glaubersalzen oder Einläufen durchgeführt wird. Am Anfang wird ein Trockentag eingelegt, an dem höchstens ein halber Liter Flüssiges zu sich genommen werden sollte. Empfohlen wird hierbei Weißwein, der über mehrere Stunden in kleinen Schlucken getrunken wird. Alternativ kann auch Wasser oder Tee verwendet werden, sollte man Weißwein nicht mögen oder aus sonstigen Gründen auf Alkohol verzichten muss. Die Nahrung besteht aus Hafer, Reis oder Gerstenschleim, während das Frühstück und Abendessen jeweils aus einem Brötchen besteht. Daneben dürften gekochtes Gemüse sowie Trockenfrüchte gegessen werden. Der Speiseplan zeigt bereits, dass es hier auf eine fett- und salzfreie Ernährung ankommt, die auch wenig Eiweiß beinhaltet. Die tägliche Ration beläuft sich somit auf zirka 700 Kilokalorien.Auf solch einen Trockentag folgt entweder ein kleiner oder großer Trinktag. Hier wird abends etwa ein Liter Weißwein oder eine Alternative konsumiert. Ansonsten gibt es Gemüsesuppen Mit Laich, Kohl, Sellerie, Karotten, Kartoffeln, Kohl oder Paprika zu essen.Über die gesamte Dauer der Kur – außer sonntags – werden Ganzkörperwickel angewandt. Dazu werden um vier Uhr morgens die „Schroth’schen Packungen“ angelegt. Diese sind aus mehreren Schichten aufgebaut: einem feuchtkalten Leintuch, drei Wärmflaschen und trockenen Wolldecken. Sinn und Zweck ist, dass die Wärmebildung angeregt wird – zudem entfalten die Wickel eine schmerzlindernde, krampflösende, ausgleichende und beruhigende Wirkung. Darüber hinaus wird das Immunsystem stimuliert und die Ausscheidungen gefördert.Außerdem steht ein Wechsel aus Ruhetagen und sportlicher Betätigung auf dem Plan. An Trockentagen wird geruht, indem Entspannungstechniken und Massagen durchgeführt werden. Ebenfalls stehen Spaziergänge auf dem Programm. An den Trinktagen hingegen ist Bewegung gefragt, um den Stoffwechseln anzuregen und Fett abzubauen.
Das Basenfasten
Wem die obigen Methoden zu entbehrungsreich erscheinen, könnte sich besonders für das Basenfasten interessieren. Hier dürfen immerhin täglich drei bis fünf kleine Mahlzeiten gegessen werden, die aus Gemüse und reifem Obst bestehen, indes Teigwaren, Alkohol und Koffein nicht erlaubt sind. Der Zeitraum erstreckt sich über 14 Tage. Ziel ist, dass im Körper ein ausgeglichenes Verhältnis von Säuren und Basen erreicht wird, um die Gesundheit, einen effektiven Stoffwechsel und die Leistungsfähigkeit zu fördern. Es soll also eine innere Balance erreicht werden.
In erster Linie beeinflussen die Lebensgewohnheiten den Säure-Basen-Haushalt des Körpers. Eine Übersäuerung entsteht vermutlich dadurch, dass zu viel Alkohol, Kaffee, Fettiges und Süßes gegessen wird. Auch Milchprodukte und Stress tragen dazu bei. Die Auswirkungen belaufen sich auf Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und unreine Haut.
Ute Merk, eine ärztliche geprüfte Fastenleiterin aus Lenggries, empfiehlt, dass täglich drei basische Mahlzeiten am Tag zu sich genommen werden – allerdings darf dabei so viel gegessen werden, wie man möchte. Neben reifem Obst und Gemüse dürfen auch Kräuter und Nüsse verwendet werden, so Ute Merk. Flüssigkeit trägt dazu bei, dass der Körper entschlackt wird. Allerdings stehe nicht das Abnehmen im Vordergrund, sondern der Entgiftung und Übersäuerung entgegenzuwirken.
Was geschieht beim Fasten im Körper?
Um diese Vorgänge zu verstehen, ist es notwendig zu wissen, wie die Energiebereitstellung im Körper funktioniert. Zucker wird in der Leber in Form von Glykogen gespeichert, um dem Blutzuckerspiegel auf einem gewissen Niveau zu halten. Fehlt es an Nahrung, so greift der Körper auf diesen Speicher zurück. Allerdings ist dieser bereits nach etwa 24 Stunden aufgebraucht. Dann muss der Körper auf seine Notreserven zurückgreifen, um Organe und vor allem auch das Gehirn mit Energie zu versorgen. Leider holt er diese nicht nur aus den überschüssigen Fettpölsterchen, sondern auch aus Eiweiß aus Organen und Muskeln. Das hat zur Folge, dass Organe an Größe einbüßen, so Prof. Hans Hauner, der das Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München leitet. Infolge des Fastens kommt es zu einer hormonellen Umstellung des Körpers – er schaltet auf Sparflamme. Daher sollte auch nicht zu lange und extrem gefastet werden, da es sonst zu einem gefährlichen Abbau des Herzmuskels kommen könnte.
Auf der anderen Seite hat dieser Hungerbetrieb auch positive Folgen. Da die Verdauung kaum gefordert ist, wird weniger Energie verbraucht. Infolge dessen schlägt das Herz langsamer und der Blutdruck sinkt. Auch durch den Abbau der Muskeln sinkt der Energiebedarf, Prof. Hauner beziffert diesen auf etwa 20 bis 25 Prozent.
Jedoch ist ein Organ nicht vom Abbau betroffen: das Gehirn. Warum das so ist, lässt sich am ehesten evolutionär erklären. Auch wenn wir heute ein ganz anderer Mensch zu schein seinen wie vor tausenden von Jahren, so sind wir auch heute noch der Jäger und Sammler aus vergangen Zeiten. Dabei dürfte jedem klar sein, was ein hungerndes Gehirn bedeutet hätte: Immerhin erfordert die Jagd und Nahrungsbeschaffung eine hohes Maß an Konzentration und Planung. Würde dieses keine Energie mehr haben, würd die Nahrungsbeschaffung scheitern. Wegen diesem Faktor hat sich eine Lösung des Problems herausgebildet: Fehlt es an Traubenzucker beziehungsweise Glucose, so greift der Körper nach einiger Zeit auf die Fettreserven der Leber zurück (nachdem der Glykogenspeicher aufgebraucht ist!). Bei deren Abbau entstehen Ketonkörper, der zwar das Gehirn mit Energie versorgt, auf der anderen Seite aber auch für einen unangenehmen Mundgeruch beim Fastenden verantwortlich ist.
Prof. Dieter Melchart, Direktor des Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) am Klinikum rechts der Isar in München, führt an, dass die Umstellung Stress für den Körper bedeutet. So würden sich Fastende am Anfang oft unwohl, nervös oder gar aggressiv fühlen. Allerding ist bei einem freiwilligen Nahrungsverzicht damit zu rechnen, dass diese Gefühle bald nachlassen und verschwinden. Wird der Fastende dagegen gezwungen, so entsteht ein Dauerstress, in dessen Folge vermehrt Stresshormone wie Cortisol ausgeschüttet werden. Dieser Dauerstress treibt den Fastenden an zu handeln, bevor seine Kräfte schwinden. Beim freiwilligen Nahrungsverzicht stellt sich dagegen oft eine gute Laune ein. Prof. Gerald Hüther, ein Neurobiologe aus Göttingen, hat dieses Phänomen an hungernden Ratten untersucht: Bei diesen wird der Stimmungsaufheller Serotonin gebildet.
Fasten für jedermann?
Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), sagt: „Prinzipiell kann jeder gesunde Erwachsene fasten.“ Allerdings gibt es Risikogruppen, die sich in Acht nehmen sollten. So gibt Ute Merk, die ärztliche geprüfte Fastenleiterin, zu bedenken, dass Schwangere auf das Basenfasten besser verzichten sollten: „Die ausgespülten Giftstoffe könnten auf den Fötus übergehen.“ Eine Gegenanzeige zum Fasten stellen zudem Psychosen oder Depressionen dar.
Eine Warnung spricht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Menschen mit ernsten Vorerkrankungen aus. Abgesehen davon sollte jeder Mensch in jedem Fall vor dem Fasten mit einem Arzt Rücksprache halten. Günther Gunzelmann (Berufsverband Fasten und Ernährung) stellt weiter klar: Schwangere, Stillende, Kindern und Heranwachsender unter 14 Jahren sollten auf das Fasten verzichten. Ferner führt er an: „Auch diejenigen, die eine schwere Infektionskrankheit wie etwa eine Bronchitis gerade hinter sich haben, sollten tunlichst aufs Fasten verzichten.“ Insbesondere Menschen, die regelmäßig Medikamente zu sich nehmen, sollten ihren Hausarzt aufs Fasten ansprechen. Besonders bei Leiden wie Bluthochdruck, Diabetes und einigen Herzkrankheiten ist Vorsicht geboten.
Diese zwei Fehler sollten unbedingt vermieden werden:
Erstens: Man sollte vor dem erstmaligen Fasten unbedingt mit einem Arzt sprechen. Wer das nicht tut, riskiert ernsthafte Gesundheitsschäden.
Zweitens: Man sollte es nicht übertreiben. Weshalb die Rücksprache mit einem Mediziner Sinn ergibt, wurde bereits erklärt. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass selbst für „Profis“ nach einiger Zeit Schluss ist. Diese Grenze wird bei 40 Tage gezogen, da ansonsten ein Abbau des Herzmuskels droht. Wichtig ist weiterhin, dass immer genügend getrunken wird, etwa zwei bis drei Liter pro Tag. Der Nahrungsverzicht bedeutet allerdings nur, dass auf Energie verzichtet wird. Hingegen sollte der Körper mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt werden. Hierzu eignen sich Obst, Reis, Gemüsebrühe oder Fruchtsaft.