Kinder in der Schweiz erkranken häufig an Krebs. Das haben bei Untersuchungen die Wissenschaftler in der Schweiz herausgefunden.
Die Ursache hierfür liegt bei der natürlichen Strahlenbelastung, wie sie in den Bergen vorkommt. Davon betroffen sind rund 200 Kinder und Jugendliche jährlich, die unter 16 Jahre alt sind. Die am häufigsten auftretenden Fälle von Krebs bei diesem Personenkreis sind Leukämien und Tumoren im Bereich des zentralen Nervensystems. Für Deutschland ergeben sich nach einer Umrechnung auf die Bevölkerung eine Zahl von rund 1700 Kindern unter 15 Jahren.
Was der Auslöser für diese Erkrankungen ist, konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden. Es liegt allerdings der Verdacht nahe, dass die natürliche Strahlenbelastung maßgeblich daran beteiligt ist. Das fanden Schweizer Wissenschaftler der Universität Bern heraus. Ihre Studie dazu wurde nun in der Fachzeitschrift „Environmental Health Perspective“ veröffentlicht.
Dass hohe Strahlendosen Krebs verursachen können, das haben bereits Statistiken nach den Atombombenabwürfen in Nagasaki und Hiroshima zutage gebracht. Dass aber auch eine geringe Strahlenbelastung schon zu Krankheiten führen kann, darüber wird noch spekuliert. Doch wegweisend sind diese Statistiken nicht, weshalb die Strahlenschützer einen einfachen Weg fanden, um diese These zu untermauern. Man geht bei einer niedrigen Strahlenbelastung von einer Geraden aus, die zwischen Untersuchungen der Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki, von Tschernobylopfern und von Menschen, die beruflich Strahlen ausgesetzt sind, durchgeführt wurden. Das Ergebnis war, je geringer die Strahlenbelastung war, umso geringer waren die biologischen Folgen. In der Studie ging es hauptsächlich darum, einen Zusammenhang zwischen dem Krebs im Kindesalter und der Höhe der Strahlenbelastung herauszufinden. Obwohl es keinen Schwellenwert gäbe, so Ben Spycher vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Berner Universität, könnten diese neuen Ergebnisse doch in die Richtung gehen.
Eine Hintergrundstrahlung ist immer vorhanden
Wenn Uran zerfällt, entsteht Radon. Dieses gelangt durch Risse in die Häuser. Leukämie wird hingegen vom Gammastrahlenanteil ausgelöst, der bei Zerfall der Radioaktivität in Gesteinen entsteht. Hinzu kommen die Weltraumstrahlung und die Strahlung, die sich in den Lebensmitteln befindet. Bei der Hintergrundstrahlung stellt sich das Problem, dass sie immer wirkt, Tag und Nacht. Die Stärke der Belastung ist je nach Region allerdings unterschiedlich. Während sie in der Alpenregion rund 2 mSv erreichen kann, so kommt die Strahlenbelastung im Mittelland lediglich auf 1 mSV jährlich.
Damit die Untersuchungen aus aussagekräftig sind, wurden die Daten aus den Volkszählungen der Jahre 1990 und 2000 in die statistischen Auswertungen mit hineingenommen. Der Grund dafür ist, dass mehr als zwei Millionen Kinder dort erfasst sind, die unter 16 Jahre alt sind. Deren Krankheitsverlauf wurde anhand des Schweizer Kinderkrebsregister bis in das Jahr 2008 verfolgt. Das Ergebnis war ernüchternd, denn es erkrankten insgesamt 1782 Kinder an Krebs. Davon waren 530 Kinder an Leukämien erkrankt und 423 Kinder an Tumoren des zentralen Nervensystems.
Wechselwirkung zwischen Krebs und einer Hintergrundstrahlung
Die Schweizer Strahlungskarten lieferten die notwendige Informationen zur Hintergrundstrahlung. Anhand dieser Karten wurde geschätzt, wie hoch die Dosis war, der die Kinder an ihrem jeweiligen Wohnort ausgesetzt waren. Unterschieden wurde dabei nach terrestrischen Strahlen und kosmischer Strahlung. Das Ergebnis war, dass das Risiko, an Krebs zu erkranken, mit der Höhe der Dosis an Strahlen in Verbindung stand, der das Kind seit Geburt ausgesetzt war. Schon ein Millisievert erhöht das Risiko um bis zu vier Prozent.
Rund ein Prozent der in der Schweiz lebenden Kinder wohnt in Regionen mit Strahlenbelastung von über 1,75 mSV jährlich. In elf Fällen erkrankten die Kinder an Leukämie. Acht von ihnen bekamen Hirntumore. Das Risiko, in diesen Regionen an Krebs zu erkranken, war damit doppelt so hoch, als in anderen Regionen in der Schweiz. Damit gehen diese Studien mit einer britischen Studie einher. Zu dem gleichen Ergebnis kam die Universität Oxford im Jahr 2012. Auch hier wurden Zusammenhänge zwischen der Hintergrundstrahlung kosmischer oder terrestrischer Art und Erkrankungen im Kindesalter festgestellt.
Individuelle Dosismessungen sind nicht machbar
Damit sehen sich die Forscher in Bern mit ihren Vermutungen bestätigt. Andere Faktoren, wie zum Beispiel Radio- oder Fernsehsender, Hochspannungsleitungen oder Autobahnen konnten als Verursacher dieser Krankheiten ausgeschlossen werden. Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass hier ein Zusammenhang bestehen könnte. Der Vorsitzende der Deutschen Strahlenschutzkommission Wolfgang Ulrich Müller bewertete diese Analyse im Hinblick auf die große Zahl der eingeflossenen Personen positiv. Allerdings fand er es schade, dass es keine individuellen Dosismessungen gab.
Ein Nachteil der Studie ist, dass nicht die Strahlung gemessen wird, der ein Kind tatsächlich ausgesetzt ist. Bei der Untersuchung wird lediglich anhand des Wohnortes darauf geschlossen. Auch wurde die unterschiedliche Abschirmung der Gebäude bei der Studie nicht berücksichtigt, was die Aussagekraft des Ergebnisses deutlich verringert. Die Ergebnisse würden dadurch verfeinert, wenn bei den Kindern ständig die Strahlenbelastung gemessen werden würde. Das ist jedoch nicht praktikabel, zumal Krebs bei Kindern recht selten ist.
Für große Überraschung sorgten die Ergebnisse allerdings nicht. Wolfgang Ulrich Müller erklärte, dass in den belasteten Gebieten die Dosis so hoch war, dass mit einem solchen Ergebnis tatsächlich zu rechnen war. Der Epidemiologe Ben Spycher erklärte in einer Stellungnahme, dass keine Panik aufkommen sollte, denn das Risiko, durch die Hintergrundstrahlung an Krebs zu erkranken, sei doch sehr gering. Vielmehr sei die Studie ein wertvolles Instrument im Hinblick auf die Diagnostik. Niemand bräuchte aufgrund der Werte Angst um seine Kinder zu haben.
Letztendlich entspricht die Dosis der Strahlenbelastung die von Röntgenstrahlungen mit rund 1,2 mSv im Jahr. Aber auch bei der Risikoeinschätzung der Folgen nach Atomunfällen, wie sie in Tschernobyl oder Fukushima auftraten, könnte sich diese Studie als sehr hilfreich erweisen, denn die Ergebnisse daraus seien äußerst wichtig.
Nach der Katastrophe von Tschernobyl wurde Zeolith-Klinoptilolith als den Zementmantel für den zerstörten Reakor und als Ionentauscher zur Reinigung der radioaktiv verseuchten Abwässer verwendet. Lesen Sie hier mehr über die Anwendungsgebiete von Zeolith-Klinoptilolith.